Wer jemals mit einem Auslandsaufenthalt an einer Universität im englischsprachigen Ausland geliebäugelt hat, kennt mit Sicherheit die nervenaufreibenden Bewerbungsverfahren. Eine besonders kostspielige und zeitraubende Angelegenheit ist das Ablegen eines Englisch-Tests. Nahezu alle Universitäten im englischsprachigen Raum verlangen heutzutage einen standardisierten Nachweis der Sprachkenntnisse — meist den „TOEFL“ oder den „IELTS“. Die folgenden Ratschläge beziehen sich auf den IELTS-Test und sollen in knapper Form darstellen, wie man sich zielgerichtet auf hohe Punktzahlen vorbereiten kann.
Ein generell gutes Sprachverständnis sei hierbei vorausgesetzt — ist dies nicht vorhanden, wird es auch in wenigen Tagen/Wochen nicht erlernbar sein. Dann ist es besser, dieses langfristig z. B. mit Kursen oder einfach durch Lesen englischer Zeitungen/Zeitschriften sowie dem aktiven Schauen von Filmen (Untertitel sind sehr hilfreich!) aufzubauen. Während andere Webseiten und Literatur daher eine Wissenschaft aus dem Thema machen und das Augenmerk auf Übungen zur Verbesserung der generellen Sprachfähigkeit legen, soll es hier kurz und prägnant nur um den Test selbst gehen.
Eigentlich zeigt man im IELTS nur, was aufgrund der in Deutschland ja sehr guten Fremdsprachenausbildung in der Schule, bereits vorhanden sein sollte: Gute Englisch-Kenntnisse. Munter drauflos in die Prüfung zu gehen ist aber dennoch nicht ratsam. Die streng formalisierten Tests sollen nämlich auf der ganzen Welt einen einheitlichen Maßstab bieten und es liegt auf der Hand, dass die in Deutschland aus der Schule gewohnte Form der schriftlichen Prüfungen — wie das Verfassen von Interpretationen und Analysen — diesem nur bedingt ähnelt. Die starre Form der Tests ist zwar einerseits ein Nachteil, kann aber gleichzeitig als großer Vorteil genutzt werden. Denn wenn immer genau feststeht, was geprüft wird, steht auch fest, was eben nicht geprüft werden kann.
Testaufbau
Die Gliederung des IELTS ist immer gleich und sieht wie folgt aus:
- Listening: Es gibt vier Teile mit jeweils 10 Fragen und die zeitliche Dauer beträgt etwa 30 Minuten. Am Ende gibt es 10 zusätzliche Minuten, um die Antworten in das Answer Sheet zu übertragen.
- Reading: Der Leseverständnis-Teil enthält drei Texte mit insgesamt wieder 40 Fragen. Hierfür werden genau 60 Minuten eingeräumt.
- Writing: Zwei Aufgaben zur Textproduktion. Diese sind im Verhältnis 1/3 zu 2/3 gewichtet, woran sich auch die Aufteilung der 60 Minuten Bearbeitungszeit orientieren sollte.
- Speaking: Dieser wird in Gesprächen zwischen jeweils einem Prüfer und einem Kandidaten in ca. 11–14 Minuten Dauer durchgeführt. Während die ersten drei Abschnitte des Tests am Stück durchgeführt werden, ist dieser letzte Part zeitlich etwas abgekoppelt. Die Termine werden vom Prüfungszentrum an die Teilnehmer individuell vergeben.
Die wichtigste Information ist, dass die Gesamtnote („Overall Band Score“) ein Mittelwert der vier Einzelnoten ist. Es wird zu Gunsten des Kandidaten auf die in 0,5er Schritten von 0 bis 9.0 vergebenen Scores aufgerundet, das heißt ein arithmetisches Mittel, welches beispielsweise zwischen 6,25 und 6,74 liegt, ergibt eine 6,5.
These 1: Eine Gute Vorbereitung ist zeitlich und inhaltlich eng begrenzt
Niemand — vor Allem nicht Studenten — macht den Test freiwillig oder weil es eine zusätzliche Qualifikation darstellt. Es handelt sich meist nur um eine formale Notwendigkeit. Da der Lerneffekt und der Nutzen also begrenzt ist, sollte es auch die Vorbereitung sein. Konkret heißt dies eins: Sowohl der Schreib- als auch der Sprechpart des Tests sind sprachkreativ, und stellen gewissermaßen die Königsdisziplin des Beherrschens einer Fremdsprache dar (Natürlich ist das Ziel jeder Sprache, damit zu kommunizieren! Aber hier geht es ja wie gesagt nicht um die Sprache, sondern nur um das Erreichen der nötigen Punktzahl im IELTS!). Ich behaupte daher, dass eine Verbesserung in diesem Bereich nur langsam (Aufbau von Wortschatz und Idiomen) und mit viel Zeitaufwand möglich ist.
Die gute Nachricht ist, dass die anderen 50% des IELTS-Scores über die „analytischen“ Teile des Lese- und Hörverständnisses zu Stande kommen. Hier lassen sich auch die größten Erfolge mit dem geringsten Einsatz bezüglich des Gesamtscores erzielen. Warum ist das so? Da keine kreative Leistung gefordert wird, werden die Teilnehmer unweigerlich in ihren Fähigkeiten begrenzt und auch ein Kandidat ohne exzellente Fähigkeiten der natürlichen Sprachverwendung (wie z. B. durch längere Aufenthalte in den entsprechenden Ländern erwerbbar) bekommt eine Chance. Gefordert wird in dieser Phase des Tests im Wesentlichen Konzentrationsvermögen und analytisches Denken. Letzteres ist eine Grundfrage und Arbeitshaltung, ersteres jedoch lässt sich durch Kenntnis der Abläufe im Vorhinein beeinflussen…
These 2: Kenne den Testaufbau und du kennst den Test
Natürlich wird niemand (außer den zur Verschwiegenheit verpflichteten Mitarbeitern.…) vorhersagen können, welche Texte gefragt werden. Dies spielt aber auch gar keine Rolle, wenn man die markanten Eigenheiten kennt und verinnerlicht hat. In loser Folge einige dieser Fakten:
- Der Reading-Teil besteht aus drei Texten. Diese sind aber unterschiedlich kompliziert, sodass eine Aufteilung in 20/20/20 Minuten nicht optimal sein muss. Besser ist es, in 15/20/20 durchzukommen, um am Ende noch 5 Minuten zum Übertragen der Ergebnisse zu haben.
- Der härteste Gegener des Reading-Teils ist definitiv die Zeit. Die Texte sind vergleichsweise lang und detailliert (vgl. Beispiele unter 3). Im Prinzip möchte man nach dem Lesen sofort ein weiteres mal ansetzen, da man schon wieder vergessen hat, worum es eigentlich geht. Dies ist kein Wunder, denn auch die Themenwahl des IELTS Academic entstammt sehr der akademischen Welt. Es ist unabdingbar, während des ersten Lesens den Text mit Markierungen am Rand zu strukturieren. Auch ein Schlagwort zu jedem Absatz kann helfen, vor Allem wenn man eine längere Textpassage mit der Aufzählung und Beschreibung von Eigenschaften, beispielsweise verschiedener Tierrassen entdeckt. Höchstwahrscheinlich werden in den Aufgaben dann einzelne Informationen abgefragt, so dass eine schnelle Orientierung im Text nötig ist. Die gute Nachricht ist hier, dass der IELTS meines Wissens noch nahezu überall in Papierform durchgeführt wird. Bei einem computerbasierten Test ist das mit den Bleistiftmarkierungen am Rand ja nicht so einfach…
- Der Reading-Teil hat genau 60 Minuten Bearbeitungszeit. Auch wenn dies mehrfach angesagt wird, im Gegensatz zur Listening-Sektion stehen am Ende keine Extraminuten zum Übertragen der Antworten in das Answer Sheet zur Verfügung. Dennoch sitzt wohl in jeder Prüfung ein Kandidat, dem das nur halb ausgefüllte Blatt weggenommen werden muss… und nur dieses wird bewertet!
- Es gibt nicht nur wahr und falsch: Ein Aufgabentyp des Reading-Abschnittes verlangt die Bewertung von Aussagen mit „true“, „false“ oder „not given“ in Zusammenhang mit dem Text. Insbesondere die Unterscheidung zu „not given“ kann manchmal schwierig sein, gerade wenn der Text eine entsprechende Meinung vertritt aber den Aspekt der Frage dennoch nicht explizit aufgreift. Rein logisch ist die Lösung meistens zwar nachvollziehbar, in der Praxis aber kommt es auf Übung und genaues Lesen an.
- Den Text lesen. Klingt banal ist aber elementar wichtig. Auch die IELTS-Testersteller wissen, dass Kandidaten dazu neigen, Schlüsselwörter aus der Frage im Text zu suchen um dann die passende Antwort zu finden. Dies funktioniert oftmals nicht, da das eigentliche Schlüsselwort im Text umschrieben wird und die vermeintlich „richtige Stelle“ nur eine Falle darstellt.
- Dasselbe gilt für den Listening-Teil. Auch hier werden oft — gerade in den Dialogen — die Schlüsselwörter angesprochen, eine vermeintliche Antwort gesagt und diese dann in den folgenden Sätzen revidiert. Nur wer vollständig zuhört und erst dann notiert, kommt nicht durcheinander.
- Der Listening-Teil wird genau ein einziges Mal abgespielt. Die Gefahr ist es daher, an einer Frage zu stolpern und anschließend nicht mehr zu wissen, wo es weitergeht. Dieser Fehler ist tödlich, da auf einen Schlag viele Punkte verloren gehen. Es ist unbedingt ratsam, alle Fragen genau zu lesen, bevor das Band abgespielt wird und so bereits eine Grobgliederung im Kopf zu haben, an der man sich orientieren kann. Genauso sollte es selbstverständlich sein, unmittelbar die Lösung zu notieren und nicht bis zum Ende zu warten. Meiner Erfahrung nach passieren viele Fehler, wenn die Antwort sicher scheint, man diese notiert, dann mit den Gedanken abschweift und sich „auf den Erfolg ausruht“ anstelle sofort zur nächsten Frage überzugehen sowie wieder konzentriert zuzuhören.
- Häufig kommen im Listening-Teil ein bis zwei Fragen zum Buchstabieren eines Namens oder langer Zifferfolgen. Wer nichts dem Zufall überlassen will, übt dies ein wenig, um nicht überrascht zu werden.
- Nur das Answer Sheet wird bewertet: Ein Horror-Fehler und dieser passiert tatsächlich, ist das fehlerhafte Übertragen der Lösungen vom Aufgabenheft. Das versehentliche Vergessen einer Antwort und das Fortsetzen in falscher Reihenfolge ergibt leider keine einzige richtige Antwort mehr. Daher hier besser doppelt prüfen!
These 3: Übung macht den Meister
Die Theorie des vorherigen Abschnittes zu kennen ist das eine, besser ist es jedoch, diese anhand einiger Praxisbeispiele selbst zu erfahren. Daher der ausdrückliche Rat, übt mit echten IELTS Aufgaben. Das Üben mit „ähnlichen“ Aufgaben aus Büchern etc. würde ich mir — man beachte These 1 — hingegen sparen. Einige Links hierzu:
http://www.oup.com/elt/global/products/ielts/masterclass/a_practice_test/ — Kompletter IELTS Test
http://www.britishcouncil.org/professionals-exams-ielts-reading-exam-home.htm — Zwei Reading-Passagen mit jeweils drei Texten
http://www.britishcouncil.org/professionals-exams-ielts-listening-intro.htm — Zwei Listening-Passagen mit jeweils vier Hörbeispielen